Andi gehört zu denen, die sich bisher nie mit dem Garmin Edge angefreundet haben. Konnte ihn der Garmin Edge 840 auf unseren diesjährigen Touren in Südtirol endlich überzeugen und gibt es diesmal vielleicht sogar eine Kaufempfehlung?
Garmin Edge 840 oder Wahoo?
Natürlich ist Garmin traditionell der Benchmark für alle Radcomputer. Selbst die Kritik an der komplizierten Konfiguration und den mit Funktionen vollgestopften Geräten konnte daran nichts ändern. Ob aus Einsicht oder wachsenden Marktanteilen von Wahoo und Hammerhead, Garmin hat inzwischen ein zeitgemäßes Setup und auch bei der Usability stark nachgelegt.
Touchdisplay und Solar
Die Bedienung des Garmin Edge 840 setzt wieder auf das gewohnte System und bleibt intuitiv als bei anderen Radcomputer. Garmin User sind aber daran gewöhnt, also warum verändern. Wer old School lieber mit Tasten unterwegs sind, sollten sich die Bedienung des 840 mit Touch aber zumindest mal ansehen.
Ich brauchte während des Training bisher kein Touchdisplay. Garmin hatte sich bisher immer dagegen wehrt, Grundeinstellungen zeitgemäß mit der App zu machen. Das geht inzwischen ganz gut, aber ehrlich gesagt, möchte ich das Touchdisplay trotzdem nicht mehr missen.
Das Swipen zwischen den Seiten funktioniert verlässlich und mit Touch lässt sich auch die Strecke bequemer am Startscreen auswählen, als mit den Tasten rauf und runter zu klicken.
Vor gut 12 Jahren habe ich mich von Garmin verabschiedet. Der Grund war, die Unzuverlässigkeit vom Touchdisplay und generell die Trägheit vom Edge 820. Beim aktuellen Edge 840 ist davon nichts mehr zu spüren. Auf den bisherigen etwa 1000 Kilometern mit dem Garmin Edge 840 am Rennrad hakte es beim Wechsel der Seiten während der Fahrt vielleicht fünf Mal. Das mag ein an der Displayfolie und beziehungsweise oder am Schmutz gelegen haben. Wir hatten auf der Tour zum Passo del Renon Sonne 30 Grad beim Rauffahren und Regen bei der Abfahrt vom Gampenpass. Insgesamt läuft sowohl das Wischen von einer Seiten zu anderen wie auch die Auswahl durch antippen problemlos.
Spätestens wer sich auf der Karten bewegen möchte um die bevorstehende Strecke zu sehen oder einfach nur mal rauszoomen, wird also das Touchdisplay schätzen lernen.
Der Fahrradcomputer Edge 540 kostet aktuell mit und ohne Solar im Garmin-Shop 370 Euro. Beim Garmin Edge 840 mit Touchdisplay ist der Preisunterschied 100 Euro. Garmin gibt an, dass eine Sonnenstunde damit 25 Minuten längere Akkuzeit bringt, wohlgemerkt im Energiesparmodus. So ergibt sich rechnerisch eine Burntime von 32 Stunden im GPS-Modus.
Einrichten und individuell gestaltbare Datenseiten
Beim ersten Einschalten das obligatorische auswählen der Sprache. Parallel kann die App am Handy installiert werden, wenn nicht schon passiert. Die Connection zwischen der App Garmin-Connect und Edge wird per QR-Code hergestellt. Wer bereits ein anderes Garmin-Gerät sein eigen nennt, kann die vorhandenen Einstellungen auf das neue Edge übernehmen.
Als erstes geht es an die Aktivitätenprofile. Das ist eine gute Sache bei Garmin, denn für jede Sportart können individuelle Datenseiten angelegt werden. Zum Beispiel für Radfahren Training hier im flachen Land, brauche ich auf der Karte kein Höhenprofil. Bei einem Profil Radfahren Berge, will ich die mir angebotenen Darstellungen Höhenprofil gesamt, die einzelnen Steigungen auf der Route und die Karte mit roten, orangen und grünen Linien voll nutzen. Für geplante Training liegt mein Interesse eher an Intervallen und einer detaillierterer Grafik der Leistungswerte.
Datenseiten und Startbildschirm
Anruf im Notfall, Livetrack, Group-Ride bis hin zu Gerät suchen gehört alles eingestellt oder abgestellt um nicht zu verwirren. Wichtiger sind erstmal die Datenseiten. Die Darstellung während der Fahrt hat Garmin schon immer unbestritten gut gelöst. Bei der Einfachheit der Konfiguration scheiden sich die Geister. Es kommt wieder darauf an, ob man mit Garmin aufgewachsen ist. Für verschiedene Aktivitäten gibt es unterschiedlich wichtige Daten. Da gewinnt Garmin natürlich mit der Verbindung zwischen Uhren und Radcomputer. Inzwischen können die Datenseiten sogar über die App eingestellt werden. Das ist zwar noch nicht so komfortable wie bei der Konkurrenz, aber für Garmin-Benutzer eine Errungenschaft wie die Mondlandung.
Während Climb Pro ein unnötiges vollmüllen der Karte bring, gibt es auch fragwürdige Gimmicks. Eins davon ist Stamina. Stamina zeigt die verbleibenden Energiereserven in Form von %, Kilometer oder Zeit. Das wird mit einer Berechnung aus Puls, Leistung und vorherigen Trainings kalkuliert. In Südtirol hätte ich nach 500 HM so keinen Meter mehr fahren können. Vielleicht waren aber zu wenig vorherige Daten vorhanden und Stamina ist doch hiflreich?
Gut ist hingegen, dass die Datenfelder auf den Seiten auch während der Fahrt verändert werden können. Gerade auf den ersten Touren gibt es einiges nachzubessern, zum Beispiel eben dieses Climb Pro ausschalten - wenn man erstmal herausgefunden hat, woher die kleinen Icons mit dem Bergsymbol kommen.
Navigation
Weil Garmin Apps von anderen Anbietern zulässt, ist die Palette der zusätzlichen Features riesig. Während sich der Wahoo Elemnt zwar die Strecken von Komoot und Strava wirklich ganz einfach aus der Verbindung übers Web zieht, können leider nur die Strava-Routen nach Favoriten gefiltert werden. Lange Zeit war Garmin bockig, was synchronisieren angeht. Strecken konnten nur importiert, mit Kabel, werden. Spätere Veränderungen der Routen in Komoot waren dann natürlich nicht auf dem Gerät. Mit der Komoot-App für Garmin geht das aber und zwar pragmatisch über WLAN oder mobile Daten, also auch unterwegs. Das bedeutet, wie bei Wahoo? Eigentlich noch besser, weil nach Komoot-Collections gefiltert werden kann und da macht man sich einfach eine Kollektion Favoriten und hat alle Lieblingsstecken zur Auswahl.
Das auf dem kleinen Edge 840 dann noch das Titelbild der Komoot-Collection gezeigt wird, ist so eine von den wirklich völlig unnötigen Spielereien.
Wirklich schlecht ist, dass die Auswahl einer Route über die Komoot-App nicht während einer Tour möglich ist. Die Tour muss beendet werden, dann die neue Route auswählen und neue Aktivität starten. Deshalb ist es nach wie vor besser die Favoriten aufs Gerät zu übertragen, was automatisch funktioniert, wenn eine Strecke von Komoot geladen wurde.
Sensoren
Klar, alle möglichen Sensorgen können über Bluetooth und ANT+ mit dem Garmin Edge 840 verbunden werden. Allerdings ist hier ein Features ganz nice: Die Sensorgen können eigene Namen bekommen. So steht da nicht mehr ID-2344-F sondern Propel Powermeter. Das Hilft schon mal um gleich zu sehen, welcher Akku auf die Ladestation muss. Batteriestatus und Kalibrieren des Leistungsmessers wird gut verständlich dargestellt.
Benachrichtigungen
"Ich will Radfahren und dabei nicht gestört werden" trifft heute nicht mehr für jeden zu und deshalb besteht die Möglichkeit nicht nur SMS sondern auch alles andere aufm Display angezeigt zu bekommen. Unterschieden werden kann in Anrufe, E-Mails und Social Media. Das geht aufm Edge selbst. Um dann zu entscheiden, welche Apps Meldungen während der Fahrt aufploppen und welche nicht, muss wiederum in die Garmin Connect App auf dem Handy. Damit ich nur von WhatsApp, SMS, Epic Ride Weather und Windy Benachrichtigt werde, klicke ich auf alle abwählen und markiere meine vier.
Größe, Gewicht und Akkuleistung
Mit 58 x 85 mm sieht der kleine Edge 840 gut an jedem Rennlenker aus, an Mountainbikes natürlich auch. Das Display ist 246 x 322 Pixel groß. Die Akkuleistung steht mit bis zu 26 Stunden im Datenblatt von Garmin. Wir haben etwa 24 Stunden geschafft.
Vergangene Aktivitäten in Garmin Connect importieren
Möchte man sich in die Garmin Biosphäre begeben und Vergleiche von früheren Aktivitäten in Garmin Connect sehen, geht das über einen kleinen Umweg. Import-Tools, zum Beispiel von Strava zu Garmin, gibt es, sind aber mit Vorsicht zu genießen. In unserem Artikel Aktivitäten von Strava in Garmin Connect importieren zeigen wir, wie die Übertragung verlässlich funktioniert.
Wie ist die ehrliche Meinung zum Garmin Edge 840?
Bin ich jetzt ein Garmin-Fanboy? Mich erschlägt erstmal die Masse an Einstellungen und Funktionen. Es gehört Überwindung dazu, sich Datenfelder gar nicht erst anzuzeigen, obwohl diese ja vielleicht irgendwann mal interessant sein könnten, wie zum Beispiel der Sonnenuntergang. Trotzdem würde es Garmin gut tun, sich von einigen Anwendungen zu trennen um vor allem die Grundkonfiguration pragmatischer zu gestalten.
Alte Hasen kennen Garmin, als Neuling erschlug mich erstmal der Funktionsumfang. Ich hab mich aber überraschend schnell wieder in der Welt von Garmin zurechtgefunden.
Der Garmin Edge 840 ist Radcomputer bei dem es an der Funktionen, Leistung und Form nichts auszusetzen gibt. Dazu stehen viele Addons von Drittanbietern anderer Geräten zur Verfügung, zum Beispiel Muskelsauerstoffmesser oder die Steuerung von Lampen. Sportler profitieren hier von der großen Verbreitung der Garmin-Geräte und bekommen mit Garmin Connect noch eine sehr gute Auswertung der Trainingsdaten.
8 Kommentare
Marc-Antoine
“Unter einem kritischen Test habe ich mir was anderes vorgestellt.”. Sehe ich genau so. Ich finde das UX von Garmin ist grottenschlecht. Die Funktionen befinden sich in x Untermenüs, es gibt zig verschiedene Arten um das selbe einzustellen. Vieles nerft beim Radfahren einfach. Wie zum Beispiel bei der Datenseite Navigation, die zig Meldungen die während der Fahrt angezeigt werden und das halbe Display voll müllen. Habt ihr mal versucht all diese auszuschalten? Viel Glück bei der Suche im “aufgeräumten” Menü. Oder auch bei längeren Radfahrten ab 120km, das System wird träge. Es reagiert langam. Kritisch in diesem Fall bedeutet auch sich zu fragen, was wäre das die optimale Umsetzung, Vergleichen mit anderen Produkte, einordnen. Womöglich ist zur Zeit der beste Radcomputer (nebst der 10er Reihe) auf dem Markt. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Der Preis für das Teil ist bedeutend höher als ein gutes Smartphone, mit dem man deutlich mehr und bessere Möglichkeiten hat.
ThePrez
In unserer Rennradtruppe fahre ich mit seit jeher mit Garmin (aktuell Edge 540 + Fenix 6X Pro). Display, Menüführung, neues Ziel, (Re-)Routing wie immer ein Käse. Vor zwei Wochen kommt ein Kollege mit dem kleinen Wahoo Bolt V2. Erst dann sieht man, wie einfach ein Fahrradcomputer sein kann. Das Display ist ein Knaller, Software top und das ganze gab es vor kurzem für knapp 200 EUR. Wenn ich sehe, dass der neue Garmin 1050 um 749,00 EUR angeboten wird, ist das mehr als bedenklich. Ein Umstieg ist für mich unausweichlich…
Kritiker
Unter einem kritischen Test habe ich mir was anderes vorgestellt. Mir fehlen hier Vergleiche zu einem Wahoo Bolt?
Eric Schneider
Mit dem Edge 840 ist es besser geworden. Die Bedienung ist flüssiger und ich finde, dass das Display ein wenig schärfer geworden ist. Gefühlt ist auch die GPS-Position genauer geworden. Ob USB-C oder nicht ist mir egal, weil alle meine Lampen nicht das alte USB haben.
Julian
Lese hier mal mit, obwohl ich noch kein 840er habe. Warte bis der Preis weiter nach unten geht.
Frank
Was ist aus “Coole Typen fahren Wahoo” geworden?
Micha
Gut und neutral geschrieben. Vor zwei Jahren stand ich vor der Entscheidung wieder ein Edge zu kaufen oder Wahoo Roam. Ich habe mich aufgrund von Berichten für Wahoo entschieden. Die Einstellungen über die App waren für mich zuerst kompliziert, aber mit Geduld machbar. Leider kann ich seit dem die Trainingsanalyse Garmin Connect nur die Schwimmen und Laufen nutzen. Der Wahoo Radcomputer kann nicht mit Garmin Connect verbunden werden. Ich habe deshalb noch Training Peaks abonnieren müssen, damit die mit Wahoo aufgezeichneten Radfahrten und andere Trainings zusammen gezeigt werden. Eigentlich bietet mir dir Auswertung von Garmin Connect alles. Werde mir nun das Garmin Edge mit Touch kaufen.
Dimi
Ich habe gelesen, dass das Display mit Solar dunkler ist, stimmt das?